Oberliga, RegionalligaDoppelte Meisterehrung bei den HSV-Frauen
Die 2. Frauen des HSV haben am Sonntag ihre Oberliga-Saison mit der makellosen Bilanz von 22 Siegen in 22 Spielen abgeschlossen. 66 Punkte, sieben mehr als in der Vorsaison, bedeuteten die Meisterschaft. In der letzten Partie war der SC Eilbek zu Gast. Dieser hatte eigentlich Heimrecht, doch da Eilbek zum Hinrundenspiel aufgrund zu vieler Ausfälle nicht antreten konnte, ging für das Rückspiel das Heimrecht an den HSV.
Kein Einzelfall für den HSV in dieser Saison. In der Abschlussbilanz führt das zu der Kuriosität von 13 Heimspielen und 9 Auswärtspartien. Und obwohl der HSV alle seine Spiele gewann, hat Vizemeister Walddörfer SV die bessere Auswärtsbilanz, da man auswärts zwei Partien mehr spielte und nur eine davon verlor. Statistiken haben eben eine begrenzte Aussagekraft. Dank des 7:0-Heimsieges gegen den SC Eilbek kam der HSV in der Endabrechnung sogar auf 105 Tore, bei nur zwölf Gegentoren. Mit 27 Toren belegte Laura Henke Platz 1 in der Liste der erfolgreichsten Torjägerinnen, vor Lene Petersen (SC Victoria, 24) und Mirella Pieqi (Walddörfer SV, 20).
Eilbek sah sich im letzten Saisonspiel von Beginn an einem druckvollen HSV gegenüber. Leidenschaftlich wurde verteidigt und Torhüterin Mischke machte etliche Torchancen zunichte. Doch nach 42 Minuten war dann Gavrilovic zentral durch und schoss frei vor Mischke zur 1:0-Halbzeitführung ein. Zum Beginn der 2. Halbzeit kamen beim HSV Michel für Alizadeh und im Tor Blum für Meggers.
Das 2:0 entsprang einer Flanke von links und einer satten Abnahme von Seidel in der 49. Minute. Nach einer Stunde kamen beim HSV Philine Diekhoff, Krüger und Winter ins Spiel. Bei Eilbek wurden sukzessive Bahr, Strobel (als Feldspielerin für die am linken Knie verletzte Rickert) und Michalski eingewechselt.
In der letzten halben Stunde legte der HSV noch fünf Tore nach. Gavrilovic (62.), Henke (71.), Gavrilovic (82., 86.) und mit dem letzten HSV-Tor dieser Oberligasaison Krüger (90.). Dann pfiff Schiedsrichter Becker sekundengenau ab. Er und seine jungen Assistenten waren eine gute Spielleitung. Nur bei den Kleidungsvorschriften für die Bank der Gäste übertrieb er es. Rote Oberbekleidung war dort unerwünscht.
Dann ging es an die Meisterehrung. Hatte der SC schon beim Einlaufen der Teams ein Spalier für die HSV-Spielerinnen gebildet (eine tolle Geste), bildeten die Gäste nun erneut eine Gasse für die zu ehrenden Meisterinnen. Diese Gasse wurde noch länger, da sich auch die 1. Frauen des HSV eingefunden hatten. Sie waren kurz zuvor auf dem Nachbarplatz für die Meisterschaft in der Regionalliga Nord geehrt worden. Am vorletzten Spieltag war ein 10:1-Sieg gegen Absteiger Delmenhorst gelungen.
Meiner Meinung hatte diese Ehrung der 1. Frauen leider ein Geschmäckle. Üblich und sportlich angezeigt sind Meisterehrungen nach dem letzten Saisonspiel, und zwar von Mitgliedern des Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball im Norddeutschen Fußball-Verband. Wie zu vernehmen ist, hatte sich jedoch HFV-Präsident Okun beim NFV gemeldet und angekündigt, dass er als Präsident des Hamburger Fußball-Verbands gedenke, die Meistertrophäe zu überreichen. Als das geklärt war, teilte er noch mit, dass er am letzten Spieltag jedoch keine Zeit habe und die Zeremonie daher am vorletzten Spieltag stattzufinden habe.
Dem NFV ist meiner Ansicht nach vorzuwerfen, dass er sich fügte und nicht auf den Gepflogenheiten bestand. Wertschätzung einem AFM gegenüber sieht für mich anders aus. Aber es passt in mein derzeitiges Bild von Christian Okun. Er stellt zum HFV-Verbandsstag eine Strukturreform zur Abstimmung, bei deren Umsetzung im Nachgang in Hamburg kein eigenständiger AFM mehr existieren würde.
Der HSV wurde dann kurzfristig über die Entscheidung informiert. Eventuelle eigene Planungen, die auf den letzten Spieltag ausgerichtet waren, wurden natürlich torpediert. Freude über die von Okun überreichte Trophäe gab es natürlich dennoch. Die anwesende Leiterin des Spielbetriebs in der Regionalliga und Mitglied im AFM des NFV, Dagmar Thißen, konnte nur gute Miene zum Ablauf machen.
Nach dieser Ehrung gesellten sich die 1. Frauen dann zu den 2. Frauen, sahen noch die späten Tore und beide Teams begingen die Doppel-Meisterschaft. Nach einleitenden Worten der AFM-Vorsitzenden Nuszkowski, die auch die anwesenden AFM-Vertreterinnen Annika Mollenhauer und Monika Bohlin begrüßte, und natürlich gratulierte, richtete HFV-Präsident Okun einige Worte an beide HSV Teams, gratulierte und wünschte für die jeweiligen Aufstiegsspiele viel Erfolg. Es folgte die Übergabe der Medaillen durch Nuszkowski und Okun, sowie die gemeinsame Übergabe der Meisterschale.
Nach diesem offiziellen Teil ließen die Spielerinnen ihrer Freude freien Lauf. Auch der SC Eilbek, der den Beginn der Sommerpause feierte. Dort steht nur noch ein Abschlusstermin am Mittwoch an. Den Trainerstab des SC verlassen wird Christian Kroll. Dieser möchte sich eine ausgedehnte Auszeit vom Trainerjob gönnen.
In der Oberliga wurde der Walddörfer SV Vizemeister. Auch dieser gewann alle Spiele, das heutige aufgrund des Nichtantritts des SC Egenbüttel kampflos, und verlor die Meisterschaft einzig in den direkten Duellen gegen den Meister HSV 2, die beide mit 3:4 und 1:2 verloren gingen.
Platz drei geht an den SC Victoria, der zum Abschluss beim FC Bergedorf 85 mit 8:2 gewann, was das Heimteam auf Abstiegsplatz 11 abrutschen ließ. Lange als Absteiger festgestanden hat der Bramfelder SV (2:3 gegen Wellingsbüttel), der mit 4 Punkten 11 Punkte hinter dem Nichtabstiegsplatz Platz 10 liegt.
Der SC Concordia verließ den fixen Abstiegsplatz 11 durch ein 1:1 gegen Grün-Weiß Eimsbüttel. Was dieser Platz 10 Wert ist, muss das Team nun beobachten. Grundsätzlich gilt, dass der seit heute feststehende Abstieg des ETV aus der Regionalliga in die Oberliga zu einem zusätzlichen Absteiger in der Oberliga führt, sprich Platz 10 ist dadurch auch ein Abstiegsplatz.
Es gibt jedoch Leute, die das Regelwerk so auslegen, dass Platz 10 doch zum Klassenerhalt reicht, wenn der Hamburger Meister HSV 2 in die Regionalliga aufsteigt. Dadurch sorgt der Abstieg des ETV nicht für eine Überfüllung der Oberliga (12 Teams sind vorgesehen). Diese Regelauslegung bedeutet jedoch, dass bis zum 11. Juni abgewartet werden muss, denn erst dann wissen die 2. Frauen des HSV, ob sie weiterhin Aufstiegskandidatinnen sind, sprich, die Aufstiegsrunde gegen den Kieler MTV und den SV Werder Bremen II erfolgreich bestritten haben. Falls nicht, herrscht für Concordia bittere Klarheit.
So der HSV 2 aber die Runde auf Platz 1 beendet, bangen diese (und Concordia) eine weitere Woche, da dann erst klar ist, ob die 1. Frauen des HSV in die 2. Bundesliga aufsteigen. Das ist eine weitere Voraussetzung dafür, dass die 2. Frauen des HSV die Oberliga in die Regionalliga verlassen dürfen (und womöglich Concordia Oberligist bleibt).
Eine zusätzliche Unbekannte sind eventuelle Nichtmeldungen/Rückzüge von Mannschaften. Die Gerüchteküche handelt etwa den Bramfelder SV als einen Kandidaten, der seine 1. Frauen womöglich nicht halten kann, da zu viele Spielerinnen gehen wollen. Die Probetrainings in anderen Vereinen laufen. Es stellt sich dann die Frage, ob das Startrecht in der Landesliga vom Verein genutzt wird, was zwar keinen Einfluss auf die Oberliga hat, aber womöglich die Landesliga und Bezirksliga betrifft.
Aber nun genug mit den Gerüchten. Auch der für einige Teams spielfreie Juni bleibt also spannend. Manche könnten sogar ungewohnte Daumendrücker für die HSV-Teams werden, wenn deren Aufstieg für die eigenen Mannschaften Positives bedeuten würden.
Meiner Kenntnis nach spielen die 2. Frauen des HSV am 4.6. gegen den Kieler MTV und am 11.6. beim SV Werder Bremen II. Die 1. Frauen des HSV spielen am 11.6. (in Hamburg) und am 18.6. gegen die Meisterinnen der Staffel Nordost. Dort führt zwei Spieltage vor Saisonende der FC Viktoria 1889 Berlin mit 63 Punkten vor dem 1. FC Union Berlin mit 59 Punkten. Spätestens am 28. Mai steht dort der Meister fest.